Sonntags in Beas de Granada

. . . und das Jabali lächelt

Es ist Sonntag Mittag in Beas, einem kleinen Dorf vor den Toren Granadas. 

Um halb Eins beginnen die Glocken der Iglesia „Parroquial de la Inmaculada“ zu läuten. Außer ein paar Frauen, die im Altarraum die Messe vorbereiten, das Evangeliar bereitlegen und die Blumen am Altar mit frischem Wasser aus einer ehemaligen Waschmittelflasche versorgen, hält sich noch niemand in der Kirche auf. Je näher der Uhrzeiger jedoch der Eins kommt, umso mehr füllen sich die Kirchenbänke mit den Bewohnern des Kirchspiels. Man begrüßt sich - Küsschen links, Küsschen rechts - man erkundigt sich leise nach dem Befinden des Anderen, Kinder werden nach vorne in die Bank gebracht. Hin und wieder steckt der Pastor seinen Kopf aus der Sakristei und ermahnt die schwatzenden Kinder mit einem zischendes „Pst“. 

Als er dann um Punkt eins mit seinen drei kleinen Messdienerinnen mit der Messe beginnt, ist die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Es sind nicht nur alte Frauen in der Kirche von Beas, auch Männer, viele Kinder, Jugendliche und junge Familien.

Aber natürlich ist auch in diesem kleinen Bergdorf am Fuße der Sierra Nevada nicht die Gesamtbevölkerung am Sonntag in der Kirche.

Ein Teil von ihnen beschäftigt sich mit Arbeiten aller Art und nicht mit dem vorbereiten des Sonntagbratens.  Sonntagsruhe wie bei uns gibt es nicht und so wundert es nicht, dass in einem Garten Laub verbrannt,  vor einem Haus die Betonmischmaschine läuft und in einem anderen mittels Kompressor eine Wand durchgebrochen  wird.


Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel; bei 31° ist es ein besonders heißer Oktobersonntag und die Bar am Hauptplatz des Dorfes, schräg gegenüber dem Ayuntamiento (Rathaus) ist gut besucht. Sämtliche Tische vor der Bar sind belegt. Wein und Bier wird getrunken und zu jedem Getränk wird ein Tapa gereicht. Heute gibt es Paella, kleine Fische, Pinchos, Kichererbsensuppe und man braucht auch heute nur 2 oder 3 Bierchen, um sich das Mittagessen zu ersparen.

Vor dem Lokal, im ersten Stock über der Caja Granada hängen an der sonnigen Wand des Balkons etwa 6 hölzerne Vogelkäfige mit Rebhühnern, die kaum größer sind, als die Vögel selbst.


Es ist heiß, die Sonne brennt vom Himmel, als mehrere Geländewagen mit flachen Hundeanhängern durchs Dorf fahren. Ach ja, die Jäger, an den Wochenenden sind sie hier zu Hauf mit ihren Hunden unterwegs; vielfach hat man schon Samstags die Schüsse aus der Ferne gehört. Jetzt kommen sie von der Jagd und genehmigen sich in den Bars des Dorfes erst mal ein kühles Bierchen. Aber heute ist es anders, heute fährt zum Schluss die Sau mit!


Heute dreht die gerade erlegte kapitale Wildsau langsam auf einem der flachen Hundetransporter eine Ehrenrunde durchs Dorf. Der Tennisball im Gebrech (Maul) läßt es so ausschauen, als würde sie einem freundlich zulächeln. 

Aber das ist wohl ein Trugschluss, das Jabali lächelt nicht mehr, es ist auf direktem Wege zur Weiterverarbeitung und landet wohl an irgendeinem Sonntag als Tapa wieder hier auf dem Dorfplatz. 


Schade, gerade heute hatten wir keine Kamera dabei