Mein "Senf" zu den Dingen, die wir so beobachten
Dies wird mal ein Artikel mit mehr Worten und weniger Fotos, denn wir gehen ja mit offenen Augen durch die Gegend und denken uns (manchmal ☺️) auch was dabei.
So stellen wir zum Beispiel fest, dass sich viele, viele Alte mehr bewegen als bei uns zu Hause. Überall sieht
man sie walken, mal alleine, mal in der Gruppe, mal mit Hund und mal sogar mit Hund an der einen und Krückstock an der anderen Hand. Dass hier so viele Alte sich trimmend unterwegs sind, Das
liegt natürlich auch am milden Klima hier. Und dann sitzen sie überall in den Parks, in der Stadt, am Meer auf den Bänken, beobachten das Geschehen um sich herum und unterhalten sich
miteinander.
Und ich muss daran denken, wie viele Alte bei uns einsam und allein zu Hause sitzen und die Flimmerkiste
ist die einzige "Unterhaltung" ist.
Dabei kommen uns schon Gedanken, dass das Leben hier eine ganz andere Qualität hat, auch, wenn die Renten zumeist niedriger sind als bei uns.
Ach ja, es sind natürlich nicht nur die Alten, die sich hier bewegen; Santander ist ganz generell eine sehr sportliche Stadt, natürlich sieht man
auch viele, viele junge Leute, die sich sportlich betätigen 😉.
🚵. 🏇. 🏄. ⛳️
Und dann wundern wir uns täglich darüber, dass schon am Vormittag die Bars und Cafes so richtig gut besucht sind. Man geht mal eben auf einen Kaffee, eine Tostada, Tortilla oder einen Drink in die
nächste Bar, sei es alleine, sei es mit Freunden oder Geschäftspartnern. Haben die alle wirklich so viel Geld? Hm, keine Ahnung, die meisten von ihnen wohl eher nicht, aber die Bar, das Cafe ist auch
dem Nordspanier eine tägliche Selbstverständlichkeit. Bemerkenswert sind natürlich auch die durchweg äußerst günstigen Preise, häufig sogar in ausgesprochen touristischen Lokalitäten.
Es ist nicht alles, wie es scheint
Lokalitäten an großen oder berühmten Plätzen nähern wir uns stets mit ein wenig Skepsis. Jemand, der schon einmal im Caffe Florian am Markusplatz in Venedig gelandet ist, weiß genau, was ich meine.
Nein, nein, da gehen wir doch lieber in die kleine Cafeteria in der Gasse daneben, dachten wir vor einigen
Tagen und machten es uns an der Bar des gut besuchten Lokals gemütlich und bestellten zwei "Claras" (Radler). Dabei gab es ein kleines Tellerchen mit warmen, frischen Chips und
Knoblauchmajonaise.
Das reichte Männe aber nicht als Mittagessen und wir bestellten noch eine Plato combinado für ihn und eine
Portion Tortilla für mich.
Roland schmeckte seine Platte und ich war von meiner - bisher besten - Tortilla total begeistert und die
Preise waren durchaus zivil.
Die Kellner dieser "Cafeteria" waren fix und professionell und brachten eine Speise nach der anderen raus.
Wo mögen sie das nur hinbringen?
Ha, ahnt ihr es schon? Na klar, die Tische auf der Plaza gehörten zu diesem Lokal!
Nein, hier zahlt man keine Markusplatzpreise, sondern einzig den Aufschlag von 1 €, wenn man seine Speise
auf der Terrasse serviert bekommen möchte. Auch in dieser Hinsicht ist Santander eine sehr sympatische Stadt.
Und dann ist da noch . . .
"Männes" liebste Bar
In der Nähe unserer Bushaltestelle gibt es die Bar "Bellavista", in der wir im letzten Jahr häufiger mal gefrühstückt haben und das eine oder andere Mal auch eine "Clara" getrunken und eine Tortilla
gegessen haben.
Erst mal ein Wort zu den Tortillas: Eine Tortilla ist nicht überall die gleiche Tortilla. Wenn man eine bestellt, kann das, je nach Region ein ganz einfacher Pfannkuchen oder ein Omelett
sein. Hier sieht eine Tortilla aus wie ein runder Kuchen mittlerer Größe, ca. 5 cm hoch und besteht in der Grundmasse aus Eiern und Kartoffeln. Man erhält sie auch zusätzlich mit Schinken
und Käse, Champignons, Thunfisch etc. und eine Portion ist etwas weniger als ein Viertel Kuchen und reicht i.d.R. schon für eine normale Mahlzeit.
Nun ist unsere "Bar Bellavista" eine richtige Vorortkneipe, in der sich sowohl die Jugend als auch die Alten der Gegend treffen und natürlich kann sie nicht mit dem "Ritz" konkurrieren.
Innen drin haben sie wohl schon die verschiedensten Anläufe gemacht, das Etablissement zu renovieren, aber bei den Versuchen ist es dann auch geblieben, wie man an Wänden und Decke sehen kann.
Sämtliche Steckdosen liegen frei (keine Abdeckung) und die Kabelverbindungen sind - wie an vielen Orten des Landes auch - ein einziges abenteuerliches Wirrwarr.
eines Tages entdeckten wir, dass "unsere" Bar auch einen Hintereingang hat:
In dieser Gegend wohnt sicher nicht die High Society Santanders.
Vorbei an Oppas Gemüsegarten und Hühnerhof geht es ins Reich unseres Gastronomen.
Sieht alles recht zusammengeschustert aus: Erst ein überdachter "Unterstand", wo sich ein paar Jugendliche tummeln, dann sowas wie eine umzäunte Wiese mit Tisch und Stühlen, danach kam eine
überdachte Terrasse und von dort gelangt man 3 Stufen tiefer in die eigentliche Bar. Das Ganze ist einfach unvorstellbar; bei uns wäre so ein Etablissement schon längst vom Ordnungsamt
geschlossen worden. Aber die Tortillas sind mit die leckersten von ganz Santander.
Beim Hinausgehen durch den Hintereingang werden wir irgendwie den Eindruck nicht los, dass ein Teil der Außenanlagen früher auch mal zu "Oppas" Hühnerareal gehörte.
Bedürfnis
Wer hat das nicht schon mal erlebt, dass er ganz einfach mal "musste" und gerade unterwegs kann das zu einem kleineren oder größerem Problem werden. Ja, ja, dass leidige Thema mit dem "Müssen
müssen", das hat mich dann gestern mal mit voller Wucht erwischt. War mal wieder alleine unterwegs auf einer schönen Strandwanderung. So nach zwei Stunden war es dann so weit, das Bläschen meldet
sich - na typisch, immer wenn kein Café in erreichbarer Nähe ist und weder Baum noch Strauch sich in dieser Gegend (Park) anboten.
Rettung nahte, als ich von weitem eines der grünen Häuschen entdeckte, die man überall in der Stadt sieht:
Aber eine Gruppe Leute stand davor und ich musste mich wohl oder übel anstellen. Es dauerte und dauerte und als endlich jemand rauskam, erschien die digitale Meldung, dass man bitte warten möge,
es liefe gerade ein Reinigungsprozess im Innern ab - na klar, alles vollautomatisch.
Da sich diese Reinigung nach jedem Toilettenbesuch vollzog, kamen die Leute auf die Idee, zu zweit und zu dritt hineinzugehen. Das hat dann die Wartezeit immens verkürzt, denn sonst hätte ich
kaum für die Dichtigkeit meiner Blase garantieren können.
Das Häuschen öffnet sich mittels Tarjeta (Karte), aber isch abe keine Tarjeta - dann tun's auch 30 Cent in bar. Das aber wollten die netten Spanier nicht; sie spendierten mir den Eintritt ins
"Sesam-öffne-dich". So, nun kam ich also hinein. Aber wie kommt man aus dieser Kiste wieder hinaus? Keine Bange, neben der Türe sind zwei Knöpfe mit der Aufschrift "schließen" und "öffnen" - so
viel spanisch sollte man schon können.
Ach ja, für längere Sitzungen ist dieses Etablissement nicht geeignet, denn eine Aufschrift besagt, dass sich die Türe nach 2 Minuten wieder automatisch öffnet 😳
Diese öffentlichen Bedürfnisanstalten in Santander sind durch die stete Reinigung natürlich pieksauber - da kann sich so manche Stadt in unserem Lande eine Scheibe abschneiden.
P.S. Als ich nach meinem Rundgang über die
Halbinsel Magdalena beendet hatte, stand schon wieder eine Schlange vor dem dunkelgrünen Klokasten 😄
Das war nun mein erster Artikel im "Senftöpfchen", hat's euch gefallen?
Dann freut euch auf die nächsten - demnächst auf dieser Seite 😊
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