Fronleichnam auf dem Jacobsweg

Immer wieder laufe ich das eine oder andere Stück auf diesem Weg und immer wieder kreuzen wir ihn auf unserem Weg nach Andalusien. 

Heute hatte ich wieder einmal Lust auf ein Stück Streckenwanderung so ganz alleine - mal sehen, wie weit ich kommen würde.  

 

Warum ausgerechnet heute? 

Mittwochs hatte ich mich von meinem ehemaligen Chef verabschiedet;

seine Asche ruht nun in der Bonner Namen-Jesu-Kirche 

 

Bei der Trauerfeier erinnerte Pfarrer Schenk auch an den Weg nach Santiago de Compostela, den Herrn Schulz gegangen ist und vielleicht bin ich ihn heute für meinen ehemaligen Chef gegangen, diesen Weg.

Wandern und der Weg nach Santiago, das waren die einzigen Themen auf privater Ebene in all unseren gemeinsamen, fast 25 Dienstjahren.

 

Vielleicht bin ich ihn heute aus Dankbarkeit gegangen, denn er war mir immer ein guter und gerechter Vorgesetzter.

Und ganz sicher bin ich diesen Weg heute auch für mich gegangen, um ein wenig fitter zu werden für die Tage in Oberösterreich.

Morgens um 7 Start

Hier in Overath scheinen noch alle zu schlafen

In Kreutzhäuschen feiern sie Goldhochzeit

 

und in Heiligenhaus lauern merkwürdige Gestalten in Gärten herum

Die ersten Wegweiser entdecke ich am Kreisverkehr in Heiligenhaus

und die erste Versuchung naht auch schon:

Die Bäckerei Heimann mit Stehcafé in Heiligenhaus lockt gleich hinter dem Restaurant Bosbach 

vorbei an der Rochuskapelle (19. Jh) 

in den Seitenstraßen werden Fahnenstangen montiert und rotweiße und gelbweiße Fahnen aufgehängt. Natürlich für die heutige Fronleichnamsprozession und nicht für den Kölner Fußballverein mit dem Ziegenbock.

Um 9:30 würde die Prozession starten, meinte einer der fleißigen Anwohner in der Florastraße. Ob ich unterwegs auch auf eine der Prozessionen stoßen würde? Noch fühle ich mit toppfit und das kühle Wetter ist hervorragend geeignet für diese ausgedehnte Wanderung.

Einige Kilometerchen weiter: Die chilenische Flagge flattert lustig über der spanischen! Was mag das wohl zu bedeuten haben? Ohhhhhhh, die spanische Mannschaft darf jetzt die Koffer packen, denn für sie ist die WM jetzt zu Ende.

 

In diesem Vorgarten ist die Liebe zu Köln nicht zu leugnen

und weiter geht es - immer noch auf dem Jacobsweg

 

unter die A4 geht es ins Holzbachtal

durch die Holzbachtalbrücke hindurch sieht man in der Ferne das Barbarakreuz der Grube Lüderich 

 

Unspektakulär geht es nun durch Steinenbrück nach Untereschbach, wo nach einigen Kilometern dann auch mal wieder ein erholsames Waldgebiet durchwandert werden will. 

Die Brüderstraße erinnert an den mittelalterlichen Handelsweg, 

dessen Verlauf auch der Jacobsweg und der Elisabethpfad folgt.

Eine Weile noch ging es gut und der Weg war deutlich gezeichnet, doch dann muss ich wohl irgendwie ein Hinweisschild übersehen haben. Nach einer Weile verhalf mir dann ein junges Ehepaar, die von Engelskirchen aus auf dem Weg nach Köln waren (Ich möch zu Foß noh Kölle jon) wieder den rechten Weg.

 

Nur war es leider nicht mehr der Jacobsweg

Langsam wurden meine Beine schwer, und die Oberschenkel meldeten "Muskelkater im Anmarsch", die Socken qualmten und so ganz langsam wollte ich mal sehen, wann mal wieder Zivilisation in Sicht kam. Die Wanderschuhe hatte ich ja längst gegen leichte Turnschuhe ausgetauscht und die Banane hatte auch schon meinen Gaumen passiert. 

Aber noch befand ich mich mitten im Waldgebiet irgendwo vor den Toren Kölns. War es Köln-Rath, Heumar oder Brück? Keine Ahnung - ohne Karte habe ich wirklich keine Peilung und verlasse mich ja dann auf die Beschilderung des Weges. 

Das ist also mal wieder so ein richtiges Marlis-Abenteuer: Mal sehen, wo wir auskommen, mal sehen, was passiert oder wem wir begegnen. Huch, Streckenwandern ist einfach was Herrliches! 

Und dann kam sie, die Begegnung mit Familie Schwarzkittel;

dem Himmel sei Dank, in eingezäuntem Gehege

Nun wusste ich wenigstens so in etwa, wo ich mich befand.

Aber so ganz hilfreich war die Tafel dann doch nicht. 

Enten haben immer Hunger;

sie ahnen ja nicht, dass es bei mir nichts zu holen gibt. 

Hier traf ich dann auf die Olpener Straße in Köln-Brück und beim Anblick dieses Gasthauses musste ich schon schmunzeln: 

Ach ja, erinnern wir uns an den Anfang dieses Artikels:

Diesen Weg habe ich ja im Andenken an meinen verstorbenen Chef gemacht, und der hieß genau wie dieses Gasthaus: Herr Schulz! 


 

Der gesamte  Streckenverlauf ist hier aufgezeichnet.

 Lt. Google Maps ist die Strecke 18 km lang und sollte in 3:35 Stunden bewältigt sein. Mit ein paar Umwegen von ca. 2 km habe ich jedoch genau 5 Stunden (mit einer kleinen Schuhwechselpause)  benötigt.

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