21. Februar 2014, Freitag
Es sollte mal wieder eine ganz normale Runde um den Cerro Negro werden, bevor am Wochenende die „San-Pedro-Pilger“ wieder die Strecke bevölkern. Das Wetter war wunderschön - blauer Himmel, strahlende Sonne und richtig warm. Der Weg führt teils durch sandig-steinige Ramblas zwischen den Hängen unserer vulkanischen Berge. Teils geht es über einen breiteren Weg vorbei an einsamen alten Ruinen vergangener Zeiten und verlassenen Gehöften.
An einer dieser Ruinen bekam ich Lust, endlich einmal den schmalen Pfad zu gehen, der dort vorbei in die Berge führen könnte. Wir vermuteten, dass er möglicherweise auf den „Pilgerpfad“ zurückführen könnte, der uns am Meer entlang wieder nach Hause brächte. Gedacht, getan – vor einem Jahr noch völlig undenkbar, aus zwei Gründen: Bergauf, die reinste Qual damals noch, als ich Mühe hatte, den Schnecken zu folgen und zweitens hatte ich immer eine panische Angst vor dem Bergab.
Diesmal fühlte ich mich so richtig stark. Ob das Wasser reicht? Männe meinte, ach, soooo weit wird das schon nicht sein. Der Weg war wunderschön und schon bald hatten wir eine herrliche Weitsicht bis hin zu den höchsten Erhebungen des Cabo de Gata; die Wüste blüht jetzt gerade und der Duft von Thymian liegt in der Luft. Überall am Weg standen kunstvolle Steinmännchen, wobei der Begriff „Männchen“ reichlich untertrieben war. Es waren teilweise mannshohe, von trocknen Blumensträußen und Getreidebündeln verzierte Kunstwerke. Na klar, das waren sicher die Bewohner der Hippie-Enclave von San Pedro. Also wird dieser Weg nach San Pedro gehen – fragt sich nur, wie lang er ist.
Auf halbem Wege kam uns ein einsamer Wanderer entgegen, ein älterer Herr, dessen Spanisch sehr französisch gefärbt war. Hinter dem Bergkamm dort oben, erklärte er uns, wäre der Weg kaum noch zu erkennen und ab dort sei teilweise Klettern angesagt. Mittlerweile wurde mir an manchen Stellen auch ein wenig schwindelig in der Sonne. Das schattenlose Gelände hier hatte ich diesmal unterschätzt und unser Wasservorrat belief sich nur noch auf 0,5 Liter. Da mussten wir uns jeden Schluck wohl überlegen und umkehren. Schade - eine Tour abbrechen, wer macht das schon gerne?
Männe wollte aber wenigstens sehen, was hinter der Bergkuppe liegt und ich schlich nur noch hinterher, froh, danach endlich wieder bergab und Richtung „Heimat“ gehen zu können. Die Sonne brannte uns mit mindestens 28° gnadenlos auf den Pelz. Als wir endlich zu Hause waren, wussten wir die Köstlichkeit frischen Wassers natürlich doppelt zu schätzen.
Es war rundherum eine tolle Wanderung und ich bin stolz darauf, sie geschafft zu haben. Schade nur, dass ich diesmal meine Kamera nicht bei mir hatte. Deshalb muss ich irgendwann diese Tour noch einmal machen, denn die Steinmännchen sind eine ganze Fotosession wert.
Aber dann werde ich ganz sicher genügend Wasser bei mir haben.
P.S. Die Fotos in diesem Artikel wurden im letzten Jahr in der Nähe dieser Tour aufgenommen
