Geheimnisvoller Schiffsverkehr

Drogenfahnder vor der "Türe"

Als es kurz vor 14 Uhr von Südwesten hier um die Nase der "Krähenbucht" kam, sah es zunächst wie ein Schiff der spanischen Marine aus. Doch bei näherem Hinsehen konnten wir das ausschließen. Aber welcher "Pott" dieser Größe kommt denn unserem winzigen Naturhafen, an dem nur kleine Fischer- oder Sportboote an Land gezogen werden können, so nahe? Die schnelle Schaltung auf Marinetraffic-live machte uns auch nicht schlauer, weit und breit bewegte sich derzeit kein Schiff hier vor der Küste und - Afrika ist nicht weit. Außerdem häufen sich in den letzten Wochen die Meldungen von Flüchtlingsbooten, die sich von Afrika aus nähern. Pass auf, gleich lassen sie ein Boot zu Wasser und dann kommen ein paar Flüchtlinge an Land. Das war unser erster Gedanke und wir wunderten uns, dass die Küstenwache oder die Guardia Civil dieses Schiff, dass immer näher an unseren Strand kam, nicht schon längst gesichtet hat.

Doch dann lasen wir die Beschriftung auf dem "Kahn":

Dahinter verbirgt sich die Spanische bzw. andalusische Steuerbehörde, die hier sicherlich mit ihrer "Fulmar" mal wieder auf Drogensuche ist. Oder ob sie hier etwa ein paar illegalen Bauten oder Steuersündern auf der Spur sind? Wir sind davon überzeugt, dass sie hier so einiges finden könnten. Hm, aber das könnten sie doch auch auf dem Landweg.

Es wird wohl doch eher was mit Drogen zu tun haben, denn erstens ist San Pedro, das alte Hippienest nicht weit und zweitens haben auch wir in den letzten Monaten eine starke "Vermehrung" von abenteuerlichen mobilen Behausungen feststellen können und das Gassenbild bestimmen "alternative" Gestalten aller Altersgruppen und aus aller Herren Länder, teilweise bettelnd und mit schulpflichtigen Kindern.

Sie wird also sicher nicht grundlos hier vor Anker liegen, die Fulmar, die sogar über einen Hubschrauberlandeplatz verfügt.

 

Eine Weile wuseln einige Leute herum, doch auf einmal kehrte Ruhe ein und wir sahen niemanden mehr an Deck. Ob sie jetzt Mittagspause machen oder gar schon einen Drogenfund begutachten, wer weiß das schon? Heute Abend werden wir im "Andalucía directo" Näheres erfahren, wenn sie mal wieder vor unserer Haustüre fündig geworden sind, so dachten wir zunächst.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit ließen sie ein Boot zu Wasser und fuhren mit ca. 12 oder 13 behelmten Personen in Richtung „Hafen“. Aber sie kamen nicht an Land. 

Komisch, wieso kommen sie nicht an Land? Na klar, sie müssten schon ein paar Schritte durchs Wasser laufen und entweder hat man hohe Stiefel an oder einem wurden die Hosen nass – logo, oder? Hm, aber für eine Spezialeinheit dürfte das doch wohl kein Hindernis darstellen; ob sie vielleicht nur an Land wollten um eine Bar zu besuchen? Um sich ein Bierchen zu gönnen?

 

Aber statt an Land zu gehen sprachen sie mit einer Person, die am Strand stand und drehten bei – nein, nicht zu ihrem Schiff, sondern in die Bucht von San Pedro.

Na, das wird aber Unruhe bei den Bewohnern und ihren Besuchern der Enklave gebracht haben und auch hier im Dorf wird so manch einer kalte Füße, schweißnasse Hände oder hohen Blutdruck bekommen haben.

Schon nachmittags hatten wir ja beobachten können, wie nach und nach die Gastronomen des Dorfes an den Strand kamen, um mit eigenen Augen zu sehen, was hier geschieht und das eine oder andere Handyfoto zu machen.

Nun war also 

plötzlich und unerwartet San Pedro wohl in den

Focus der Ermittlungsbehörden geraten.

Wann das Boot aus San Pedro zurückkam, haben wir nicht gesehen und auch in 'Andalucia directo' brachten sie noch keine Meldungen über die "Fulmar", aber sie blieb die ganze Nacht wunderschön blau illuminiert vor unserem Fenster liegen. 

Sind wir jetzt wohl behütet oder unter Beobachtung stehend?

Es hätte uns in der Tat nicht verwundert, irgendwann einen Beamten der Agencia Tributaria auf unserer Terrasse vor uns zu haben. Den ganzen nächsten Tag lagen sie noch vor unserer Gartentür, ohne dass wir erkennbare Aktivitäten erkennen konnten. 

Natürlich hätte ich den „Jungs“ gern einen Kaffee gebraut.

Ob sie es allerdings zu schätzen gewusst hätten?

Ach, das lassen wir dann doch besser 

und warten ab, was weiter geschieht.

Aber – es geschah nichts, jedenfalls nichts für uns sichtbares und wir waren ja auch nicht ständig zu Hause oder „auf Beobachtungsposten“. Sie blieben auch noch die nächste Nacht, jedenfalls sah ich sie noch um 4 Uhr in der Frühe. Aber dann hatte mich irgendein Geräusch kurz drauf wieder geweckt. Ob es der Hubschrauber war, den Sylke auch gehört hatte? Jedenfalls war die "Fulmar" am 14. Februar um 5 Uhr morgens wieder verschwunden.

 

Keine Meldung im Fernsehen, keine in den lokalen Medien – jedenfalls zunächst nicht.

Aber am 19. Februar erfuhren wir, dass die Ermittlungsbehörden mit der "Fulmar" 12 Tonnen Haschisch auf einem türkischen Fischerboot hier vor der Küste sichergestellt hatten. Dieses Boot stand schon seit dem 11. Februar ca. 30 Seemeilen nördlich von Melilla unter strengster Beobachtung der Behörden.

Nachzulesen bei Andaluz.tv und Regierungsnachrichten.

 

Und warum war die "Fulmar" also hier? Wir vermuten mal, dass unser berühmt-berüchtigtes San Pedro zu den Lieferdestinationen gehörte und möglicherweise haben sie hier auf ein Zubringerboot gewartet.

Mannomann, ist das ein heißes Pflaster hier.