Wer an Spanien denkt, hat fast automatisch das klassische Klischee von Gitarren, Flamenco und Kastagnetten vor Augen, das in dieser Ausprägung eigentlich nur für Andalusien gilt.
Aber dieses Klischee ist es, das unseren Blick auf Spanien nicht nur romantisiert, sondern auch der gesamten Vielfalt dieses wunderschönen Landes nicht gerecht wird. Spanien und somit natürlich auch Andalusien hat sehr viel mehr zu bieten als dieses stereotype Klischee.
Alleine was die Landschaft betrifft befinden wir uns hier in einem der interessantesten Länder überhaupt. Wer hat eigentlich gewusst, dass Spanien – nach der Schweiz – das gebirgigste Land Europas ist. Die einzige Halbwüste Europas liegt hier in Andalusien direkt vor unserer Haustüre und im Winter können wir hier zum Beispiel wählen, ob wir lieber im Meer baden und am Strand liegen wollen, oder ob wir nach einer Stunde Fahrzeit in der Sierra Nevada Ski fahren möchten. Wo gibt es das sonst wo noch?

Aber kehren wir zurück zu Flamenco, Gitarren und Gitanos; wem würde es wohl nicht gefallen, an einem Flamencoabend teilzunehmen und den leidenschaftlichen Tänzern zuzuschauen, Gitarrenmusik und gefühlsbetonten Cantores zu lauschen und mit dem gesamten Publikum zum Takt der Musik in die Hände klatschen? Halb Spanien (und natürlich viele, viele andere auch) liegt diesen Tänzerinnen und Tänzern, Musikern und Sängern zu Füßen. Sie werden in Gedichten und Erzählungen verehrt und an ihren Geburts- oder Todestagen werden ihnen zu Ehren Fiestas gefeiert. Man benennt Straßen und Plätze nach ihnen, stellt ihre Statuen in die Parks und betet sie fast an.
Lavendelsträußchen in der Hand kommen sie auf dich zu und in dir schrillen alle Alarmglocken. Das sind Gitanos, Zigeuner, die es auf deine Handtasche, deine Kamera, dein Geld abgesehen haben. Sie sind es, die Frauen in ihren langen Röcken, die überall in den Städten Andalusiens und besonders in Granada das Bild der Innenstädte prägen und wegen ihrer aggressiven Bettelei und kriminellen Trickdiebereien nicht sehr beliebt sind.
Natürlich ist das Thema Gitanos – Zigeuner – Rumänen auch hier ein sozialpolitisches heißes Eisen und das eigentlich immer schon. Bei den Gitanos scheiden sich die Geister und der Umgang mit ihnen ist eine stete Gratwanderung.
Ein kleiner Teil der Gitanos gehört zu den Künstlern, die spanien- ja manchmal weltweit verehrt werden und ein großer Teil dieser ethnischen Gruppe lebt völlig angepasst in normalen Berufen normal unter uns. Aber diejenigen, die schätzungsweise noch so etwa 30% der Gitanos ausmachen, die auf kriminelle Art und Weise ihren Lebensunterhalt verdienen, die sind es, mit denen wir uns schwertun.