Während unseres Aufenthaltes im Oktober 2013 in Beas de Granada zog es mich mindestens alle zwei bis drei Tage in die Stadt und mit der guten Busanbindung war das ja auch völlig problemlos. "Männe" ist nicht der Typ für intensive Städteerkundungen und so mache ich mich meist alleine auf den Weg:

Meist stieg ich hier an der Endstation aus, frühstückte erst einmal bei Carlos an der Ecke, sah dort im CanalSur die ersten spanischen Nachrichten und startete dann meine Erkundungstouren durch die Gassen Granadas.
Zunächst kam ich am (Centro Sociocultural Gitano Andaluz) dem sozialkulturellen Zentrum der andalusischen Gitanos (Zigeuner) und der Iglesia de San Ildefonso vorbei und immer waren Scharen von Straßenkehrern in der Morgendämmerung schon fleißig bei der Arbeit.

Sie war natürlich stets (noch) geschlossen, die Kirche des Heiligen Ildefonso. Eines Morgens jedoch war mir
wenigstens ein Blick auf das Kirchenschiff und den prunkvollen goldenen Altarraum vergönnt, denn auch das fast 2 Meter hohe Gitter vor den Stufen des Gotteshauses war noch
verschlossen.

Wer war er eigentlich, der Heilige Ildefons?
Er war der Sohn reicher westgotischer Eltern, wurde zum Erzbischof von Toledo (657-667) ernannt und hat am 10. Konzil von Toledo* () wohl keine kleine Rolle gespielt.
Was ihn jedoch zum Heiligen gemacht hat? Ich habe es noch nicht herausgefunden.
* Auf diesem Konzil wurde der Beschluss gefasst, dass Geistliche, die ihren dem König geleisteten Untertaneneid gebrochen hatten, ihres Amtes enthoben werden sollten
Nur ein paar Schritte entfernt:
La Puerta de Elvira, im 12. Jh das wichtigste Tor zur Stadt

Direkt hinter dem Tor zum Stadtteil Elvira - inmitten von Wohnhäusern und Graffiti-Kunst entdeckte ich die kleine Kapelle, die San Juan de Dios gewidmet ist, von dem ich hier schon berichtet habe.

An dieser Stelle befand sich Ende 1539 die Buchhandlung, in der
Juan mit religiösen Büchern und Devotionalien handelte.

Und hinter den appetitlichen Rolltoren verbirgt sich Yolandas Obst- und Gemüsela-den an der Markthalle San Agustin unweit der Kathedrale

In der Nähe der Kathedrale, an der Gran Vía de Colón, fahren auch die Stadtbusse Granadas ab, die (nicht nur) Touristen zur Alhambra und in die Barrios (Stadtteile) Albaycin und Sacromonte bringen
An manchen Tagen haben wir die Stadt gemeinsam erkundet:

Während ich in der Kathedrale prunkvolle Gerätschaften, Statuen und goldene Altäre betrachte (Artikel: "La Catedral de Granada") betrachtet Roland vergnüg-lich bei einem Kakao das Geschehen rund um den Platz vor der Kathedrale
Aber es ist nicht immer friedlich hier auf diesem Platz; die auf "Kundschaft" wartenden Zigeunerinnen kriegen sich oft wegen Reviergerangels in die Haare. Die herbeieilende Policia Local kann jedoch meist nicht viel ausrichten, denn die Delinquentinnen geben mit gerafften Röcken Fersengeld angesichts der Ordnungshüter und erreichen trotz ihrer Leibesfülle ein ganz beachtliches Tempo.

Der "35er" auf dem Weg nach Sacromonte

Sämtliche Begrenzungspoller haben die Form eines Granatapfels, der auf spanisch ja Granada heißt.

Hier in Sacromonte sind wir aus dem Bus gestiegen, haben den Blick auf die Alhambra genossen und sind dann durch die kleinen Gässchen spaziert.

Von vielen Stellen hat man in diesem Stadtteil eine herrliche Aussicht auf die Alhambra

Und unten in der Ferne:
Die Kathedrale von Granada
Wir schlendern durch die Gassen dieses berühmten Stadtviertels und entdecken so manches Kleinod


In allen Gassen atmet man noch die Zeit der maurischen Herrscher

Der berühmte Flamenco-Sänger Enrique Morente wurde hier geboren

Souvenirs, Souvenirs
In den schmalen Gassen zwischen Sacromonte, Albayzin und Alhambra bieten Händler und Handwerker ihre Waren preis und ein Hauch von Weihrauch und Gewürzen liegt in der Luft
Und das ist die andere Seite von Granada, die kaum ein Tourist wahrnimmt:
Sozialkaufhaus und Sozialmarkt



Im Casa Torcuato im Albayzin habe ich bei meinem letzten Grenadabesuch in diesem Jahr (2013) alleine meinen Roten geschlürft und die Fische verspeist, nachdem ich vier Stunden bergauf, bergab durch die Gassen des Albayzin und Sacromonte gestiefelt war.

Vom Mirador de San Cristobal (Albayzin) aus noch einmal ein Blick auf die Alhambra und dann:
Adios Granada
Granada hat sich in mein Herz geschlichen mit all seinen Facetten, seinem bezaubernden Flair, seinem Flamenco, seinen Gitanos, seinen Narren und seinen Heiligen, seiner bewegenden Geschichte und last but not least seinem unsterblichen Boabdil (Mohammad XII, auch Abu Abdallah genannt), dem letzten nasridischen Herrscher, der uns durch seine kluge Diplomatie die Alhambra hinterlassen hat.
Mi corazón es en Granada
Mein Herz ist in Granada